Unser Wunder-dank der künstlichen Befruchtung(ICSI)
Mein Mann und Ich sind beide 33 Jahre alt und unser Wunsch nach einem Kind begann im Mai 2015, als ich zum ersten Mal spontan schwanger geworden bin. Dieses Glück sollte leider nicht lange anhalten, denn die Schwangerschaft endete in einer Fehlgeburt in der 10.SSW. Danach war meine Welt still gestanden und die Vorstellung nach einer kleinen Familie zerbrach in Scherben. Zunächst wusste ich nicht, wie ich damit klar kommen sollte, als die Ärztin sagte, dass das Herz von unserem Baby nicht mehr schlägt. Ich habe es Monate lang verdrängt und in mich rein gefressen, da ich dachte „du musst schon irgendwie mit klar kommen“. Innerlich zerbrach ich, aber nach außen hin überspielte ich alles. Mein Mann merkte sofort, dass ich das Geschehene nicht verarbeitet habe und versuchte irgendwie an mich ran zu kommen, was ihm aber nicht immer gelang.
Als etwas Zeit vergangen war, versuchten wir nebenher wieder schwanger zu werden, allerdings lange ohne Erfolg. In diesem Moment dachte ich noch nicht an einen medizinischen Grund – eher an meine Psyche, dass es deswegen nicht gelungen ist. Es vergingen 1 ½ Jahre nach der Fehlgeburt (die ich selber dachte verarbeitet zu haben) bis ich erneut schwanger wurde. Unsere Freude war erst einmal sehr vorsichtig und zurückhaltend. Als der erste Frauenarzttermin anstand, war auch soweit alles gut und zeitgerecht entwickelt, doch als ich den nächsten Termin hatte, stand meine Welt zum wiederholten Male still. Meine damalige Frauenärztin musste mir erneut mitteilen, dass auch diese Schwangerschaft sich nicht weiter entwickelt hat. Ich hatte eine erneute Fehlgeburt in der 8.SSW. Es war ein erneuter Schock und ich wusste wieder einmal nicht, wie ich diese zweite Fehlgeburt noch verkraften sollte. Danach wusste ich, dass ich mir Hilfe holen oder allgemein über meine Probleme reden muss, um das Ganze zu verarbeiten. Ich schaffte es ohne Hilfe, aber durch viele Gespräche mit meinem Mann, der Familie und Freunden. Das Schlimmste für uns, war immer die Frage WARUM? Doch leider konnte uns keiner sagen, warum diese Schwangerschaften nicht hielten und warum es so lange dauerte bis ich erneut schwanger wurde. Von meiner Frauenärztin fühlte ich mich nicht verstanden und auch nicht ernst genommen. Daraufhin wechselte ich meine Frauenärztin. Ich dachte schließlich immer noch, dass es ja wohl nicht so schwer sein kann schwanger zu werden, gerade weil wir noch jung waren.
Meine neue Frauenärztin nahm mich sofort ernst und veranlasste etliche Untersuchungen. Dabei wurde festgestellt, dass ich eine Hormonstörung habe: das sogenannte AMH-Syndrom (Anti-Müller-Hormon-Syndrom) und eine leichte Blutgerinnungsstörung. Diese Blutgerinnungsstörung könnte vermutlich der Grund für die Fehlgeburten gewesen sein. Vorsorglich sollte ich deswegen ASS 100 einnehmen, da ich nur eine leichte Thromboseneigung habe. Das AMH-Syndrom spielt beim Kinderwunsch ebenfalls eine große Rolle, da die AMH-Konzentration bei Frauen mit der Anzahl reifungsfähiger Follikel im Eierstock korreliert. Bei mir war der AMH-Blutwert zu hoch, was bedeutete, dass mein Körper zu viele Follikel produzierte und ich dadurch sehr selten Eissprünge habe. Wenn der AMH-Blutwert bei Frauen zu niedrig ist, bilden sich dementsprechend zu wenig Follikel. Das erklärte zumindest, den großen Abstand zwischen den beiden Schwangerschaften.
Meine Ärztin verwies mich an die Spezialisten einer Kinderwunschklinik. Dieses Gefühl dahin zu müssen, war erst einmal komisch und beängstigend. Mein Mann und ich entschieden uns nach reiflicher Überlegung für die Klinik und vereinbarten einen Termin. Dort wurden wir sehr herzlich aufgenommen und sehr gut beraten. Wir fühlten uns gleich wohl, da die Klinik voll mit Gleichgesinnten war und jeder aus demselben Grund dort ist: nämlich dem Wunsch nach einer eigenen kleinen Familie. Im ersten Schritt wurden wir mittels etlicher Untersuchungen beide sozusagen einmal auf den Kopf gestellt. Als die Ergebnisse da waren wurde das Gleiche festgestellt, was meine Frauenärztin auch schon diagnostiziert hatte. Bei meinem Mann war das Spermiogramm unauffällig. Darum schlug uns die Ärztin der Kinderwunschklinik als erste Therapie die Insemination (auch eine Art künstliche Befruchtung, wo alles noch natürlicher stattfindet und die Chancen ca. bei 15-20% auf eine Schwangerschaft sind) mit einer Spritzenhormontherapie (um die Follikel zu stimulieren) vor. Diese Versuche machten wir drei Mal, leider alle ohne Erfolg. Diese Achterbahnfahrt der Hormone und die ständig enttäuschenden Ergebnisse hinterließen ihre Spuren und zerrten an unserer Psyche. Andauernd stellten wir uns die Frage „warum WIR“?! Warum müssen wir solange kämpfen, um endlich belohnt zu werden?! Durch die Klinik wissen wir aber: leider ergeht es vielen Menschen so wie uns, egal wie alt oder gesund man ist. Dennoch stand für uns eines fest: wir geben nicht auf und kämpfen zusammen weiter!
Nach den 3x negativen Inseminationen folgte ein erneutes Gespräch mit der Ärztin und wir beschlossen zusammen den Weg der (ICSI Intrazytoplasmatische Spermainjektion) zu gehen, da die Erfolgschancen viel größer waren (ca. 30-45%). Wir wurden über das Vorfahren und die Kosten der ICSI ausführlich aufgeklärt. Leider übernimmt die gesetzliche Krankenkasse nur 50% der Behandlung. Aber es gibt auch Ausnahmen, wie z.B. die DAK oder BAHN BKK, die sich an den ärztlichen Kosten zu 100% beteiligen. Die ICSI ist die häufigste Methode der künstlichen Befruchtung, bei der jeweils die Eizellen mit Hormonspritzen stimuliert werden und dann durch einen operativen Eingriff mit Vollnarkose entfernt werden. Da ich drei ICSI Versuche hatte, wurden meine befruchteten Eizellen bei jeder ICSI immer eingefroren (kryokonserviert). Grund dafür war meine starke Reaktion auf die Hormonspritzen und eine Überstimulation, die schnell gefährlich werden konnte, wenn sie mir die Blastozysten (befruchtete Eizellen) zügig nach den 5 Tagen zurück transferiert hätten. Somit musste ich immer einen Zyklus pausieren, um meine Eierstöcke abschwellen zu lassen. Dies klappte zum Glück immer ohne Probleme. Somit hatte ich mehrere Kryoversuche, bei denen die Blastozysten morgens aufgetaut wurden, um sie mir dann am selben Tag transferieren zu können. Dies gelang schmerzlos mittels eines dünnen Katheters bei vollem Bewusstsein. Der Katheter transferiert die Blastozysten direkt in die Gebärmutter. Danach hieß es immer 2 Wochen lang bangen, bis zum Bluttest in der Kinderwunschklinik, um über den HcG-Wert zu prüfen, ob eine Schwangerschaft eingetreten ist.
Durch eine Freundin habe ich sehr viel Positives über die TCM-Akupunktur (kommt aus dem Chinesischen) gehört. Ich informierte mich und beschloss, den vorerst letzten Kryoversuch begleitend mit der TCM-Akupunktur zu machen, da ich ja nichts zu verlieren hatte. Diese kann man z.B. bei einem Heilpraktiker machen lassen, der sich darauf spezialisiert hat oder bei einer chinesischen Ärztin, wo ich war. Ich hatte viele Sitzungen (die man leider selbst bezahlen muss) vor dem Kryoversuch und auch danach weiterhin bis zur ca. 15.SSW. Ich machte aber durchweg sehr positive Erfahrungen damit. Nicht nur, weil der 3.Versuch gelungen ist, sondern es auch, weil es meinem Kopf geholfen hat, alles etwas entspannter zu sehen. Die Ärztin im Kinderwunschzentrum beschloss zusätzlich in diesem 3.Versuch, das ASS 100 weg zu lassen und durch Heparinspritzen zu ersetzen.
Als ich dann nach 14 Tagen Hoffen und Bangen, endlich einen positiven Schwangerschaftstest hatte, war ich überglücklich. Gleichzeitig war ich aber auch vorsichtig, da die Vergangenheit einen doch immer wieder einholt. Doch irgendwie wusste ich, dieses Mal ist etwas anders. Es fühlte sich anders an und ich war gelassener und entspannter an die Sache ran gegangen. Auch mein Mann bestätigte mir das und das tat gut. Denn somit waren wir beide sehr positiv gestimmt. Dennoch war erst einmal vor jedem Arzttermin etwas Angst und Anspannung da. Schlussendlich hatte ich eine wunderschöne Schwangerschaft. Zwar musste ich das Heparin die ganze Schwangerschaft über spritzen, aber es gab mir ein gutes Gefühl und man gewöhnte sich schnell daran.
Endlich war es dann nach all den Jahren soweit und ich brachte am 03.11.20 unsere gesunde Tochter Laura per Kaiserschnitt zur Welt. Laura befand sich leider in Beckenendlage, wodurch wir einen Kaiserschnitt machen mussten. Letztendlich wusste keiner, woran es genau gelegen hatte, dass wir diesen langen steinigen Weg gehen mussten – ob an dem AMH-Syndrom oder der Blutgerinnungsstörung. Ich persönlich denke, dass beides eine Rolle spielte und mir die TCM-Akupunktur bei dem Beschreiten des steinigen Weges geholfen hat.
Ich bin froh und dankbar, dass mein Mann diesen Weg mit mir gegangen ist, auch wenn das für keinen von uns einfach war. Für unsere Ehe war es eine große Herausforderung. Besonders für mich war dieser Weg der ICSI auch eine psychische Belastung, durch die vielen Hormone und die vielen Hochs und Tiefs. Aber diese gemeinsame Erfahrung machte uns auch stärker zusammen. Mein Mann hat mich immer aufgefangen, er war immer meine starke Schulter, auch wenn es ihn innerlich genauso stark wie mich belastet hat. Uns war klar: egal wie viele Schicksalsschläge noch kommen, schaffen wir diesen Weg nur gemeinsam.
Was uns auch sehr geholfen hat, das Ganze durchzustehen war, dass wir von Anfang an mit dem Thema „künstliche Befruchtung“ offen umgegangen sind. Wir redeten viel miteinander, mit Freunden oder der Familie darüber. Gerade, weil man als Frau doch sehr launisch sein kann unter diesen Hormontherapien. Somit wusste aber jeder Bescheid und konnte besser damit umgehen.
Wir sind sehr glücklich und froh, dass wir niemals aufgegeben haben und unser Wunder endlich in den Händen halten, das uns jeden Tag soviel Liebe und Freude schenkt! Ich kann es jedem nur ans Herz legen, für seinen Wunsch zu kämpfen und niemals aufzugeben, denn irgendwann wird man belohnt!