natürliche verhütung

Natürliche Verhütungsmethoden

Du stehst der hormonellen Verhütung skeptisch gegenüber und würdest gern mehr über natürliche Verhütungsmethoden erfahren? Im heutigen Blog geht es genau darum: was für Arten der natürlichen Verhütung gibt es, wie sicher sind sie und was musst du darüber wissen. 

Liebe Mami, das Thema Verhütung betrifft jede Frau und jedes Paar. Es ist wichtig, sich mit den unterschiedlichen Methoden genau auseinanderzusetzen, denn es gibt nicht DIE eine Methode, die zu jeder Frau passt. Wie so oft im Leben gibt es zwei Seiten der Medaille. Bezogen auf das heutige Thema ist es einmal die hormonelle Verhütung, die in einem der nächsten Blogs folgt, und die natürliche Verhütung, mit der wir uns heute näher befassen.

Heutzutage gibt es unzählige Möglichkeiten der Verhütung, angepasst an die individuelle Situation, je nach Geschmack und Vorliebe – und oft verbunden mit künstlichen Hormonen (wie z.B. der Anti-Baby-Pille) oder Eingriffen (z.B. Spirale). Nicht alle Frauen sich jedoch bereit, Hormone zu sich zu nehmen, um Spaß mit dem Partner zu haben und eine Schwangerschaft zu vermeiden. Mit natürlichen Methoden kann eine Frau alternativ verhüten, wenn sie keine Hormonpräparate oder mechanische Verhütungsmittel (wie z.B. ein Kondom) verwenden möchte.

Achte bei der Wahl der Methode darauf, dass die Verhütung zu dir und deiner Lebenssituation passt. Sprich am besten auch mit deinem Partner darüber, damit ihr euch einig bei der Entscheidung seid.

Grundlagen der natürlichen Verhütung

Um die natürliche Empfängnisverhütung so sicher wie möglich zu machen, benötigst du etwas Routine und Wissen über deinen Körper, die du dir aber selbst gut aneignen kannst: das Fertilitätsbewusstsein und dein Zyklus sind die zwei tragenden Säulen.

Von Fertilitätsbewusstsein (Fertilität = Fruchtbarkeit) sprechen die Experten, wenn sie die Unterscheidung der fruchtbaren von den unfruchtbaren Tagen meinen. An den unfruchtbaren Tagen ist nämlich die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft sehr gering. An den fruchtbaren Tagen empfiehlt es sich entweder mit einem zusätzlichen Empfängnisschutz zu verhüten, wie z.B. einem Kondom, oder ganz auf Sex zu verzichten. Eine unsichere Variante wäre der sogenannte Coitus Interruptus .

Dein Zyklus spielt ebenfalls eine sehr wichtige Rolle. Durchschnittlich dauert ein weiblicher Zyklus 28 Tage, davon sind etwa 5 Tage fruchtbar. Dein Zyklus beginnt mit dem ersten Tag deiner letzten Periode. Bis zum Eisprung  vergehen in etwa 12-14 Tage, diese Zeit wird Follikelphase genannt. In dieser Phase bauen sich deine Eizellen auf und machen sich für eine potenzielle Befruchtung bereit. Die meisten fruchtbaren Tage hat eine Frau also vor dem Eisprung und am Tag des Eisprungs. Die Eizelle ist nach dem Eisprung nur max. 24 Stunden befruchtungsfähig. Die Phase danach nennt man Lutealphase, sie dauert bis zum Beginn deiner nächsten Periode.

Eine weitere Voraussetzung für das Anwenden einer natürlichen Verhütungsmethode ist, dass du auf die Anzeichen deines Körpers in den unterschiedlichen Phasen achtest und diese richtig deutest. Das Messen der Körpertemperatur, dein Hormonstatus, die Beschaffenheit des Zervixschleims (vaginaler Schleim) und die Festigkeit des Muttermundes gehören zu den Basics, über die du Bescheid wissen solltest.   

Beachte bitte, dass jeder Zyklus individuell lang ist und vom Durchschnitt abweichen kann. Wichtig ist, dass du deine Zykluslänge kennst. Es kann auch sein, dass deine beiden Eierstöcke unterschiedliche Zykluslängen haben. Auch das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge. Dafür solltest du den Zyklus über einige Zeit genau dokumentieren und die auftretenden Körpersignale gut beobachten. Du kannst als Hilfe entweder einen klassischen Kalender in Papierform benutzen oder aber eine App verwenden, die dich dabei unterstützt.

Arten der natürlichen Verhütung

Um die Sicherheit der unterschiedlichen Verhütungsmethoden zu bewerten, gibt es den sogenannten Pearl Index. Dieser wurde von dem Wissenschaftler Raymond Pearl bestimmt. Je kleiner der Wert des Pearl Index, desto sicherer gilt die Methode bei richtiger Anwendung. Liegt der Wert z.B. bei 4, so heißt es, dass 4 von 100 Frauen bei Anwendung der Methode schwanger geworden sind.

Zu den natürlichen Verhütungsmethoden zählen:

Knaus-Ogini-Methode (Kalendermethode): Pearl Index: 3-9

1920 wurde diese Methode zur Zyklusbestimmung entwickelt und angewandt. Laut der WHO (Weltgesundheitsorganisation) gilt sie als veraltet, weil sie von einem 28-Tage-Zyklus ausgeht. Bei 80% der Frauen weicht der Zyklus jedoch davon ab. Die Vorlaufzeit (d.h. die Vorbereitungszeit bis du die Methode anwenden kannst) beträgt zwölf Zyklen, die protokolliert werden sollten, um daraus die potenziell fruchtbaren Tage und den Eisprung abzuleiten. Dein Zyklus sollte keine größeren Schwankungen aufweisen, da dadurch sofort die Berechnung nicht mehr stimmt. Gerade für Paare mit Kinderwunsch wird diese Methode empfohlen. Als alleinige Empfängnisverhütung gilt sie als unsicherste Methode.

Basaltemperaturmethode: Pearl Index: 1-3

Du misst jeden Morgen nach dem Aufwachen zur gleichen Zeit deine Körpertemperatur, die sogenannte Aufwach- oder Basaltemperatur. Die Temperatur wird täglich notiert. Ziel ist es, die Tage nach dem Eisprung zu erkennen, da an diesen Tagen die Körpertemperatur um wenige Zehntel Grad ansteigen und bis zur Menstruation so bleibt. Die Temperaturkurve macht den Zyklus somit gut sichtbar. Allerdings können Faktoren wie Stress und Erkrankung die Temperaturkurve verfälschen. Als alleinige Methode gilt sie als nicht sicher.

Zervixschleim Methode (Billings-Methode): Pearl Index: 3-5

Durch den vaginalen Schleim werden die fruchtbaren Tage und der Eisprung der Frau bestimmt. Das bedarf natürlich einiges an Erfahrung, Routine und genauer Beobachtung. In der Regel geht man davon aus, dass der Zervixschleim vor dem Eisprung von klebrig-trüb zu flüssig-klar und fadenziehend wechselt. Wohingegen nach dem Eisprung der Schleim wieder milchig-trüb und zäh wird. Als alleinige Verhütungsmethode ist sie nicht zu empfehlen.

Symptothermale Methode: Pearl Index (bei optimaler und zuverlässiger Anwendung): 0,4 – 2,3

Diese Form der Empfängnisverhütung ist eine Mischung aus der Basaltemperatur- und der Zervixschleim Methode. Zusätzlich kannst du deinen Muttermund und Gebärmutterhals abtasten. Steht der Eisprung bevor (in den fruchtbaren Tagen also), öffnet sich der Muttermund. Er wird weicher, verlagert sich weiter nach oben und der Schleim ist gut zu sehen. Möchtest du deine fruchtbaren Tage und den Eisprung über deine Körpersignale bestimmen, so musst du also die kleinsten Veränderungen an dir selbst wahrnehmen, bestimmen und zuordnen können.

Die Sympothermale Methode ist das Zentrum der natürlichen Familienplanung . Durch diese Methode lernt die Frau ihren Körper und Zyklus so gut durch regelmäßiges Beobachten kennen, dass sie so in der Lage ist, ihre fruchtbaren Tage zu bestimmen. Gut zu wissen: die Symptothermale Methode ist keine Verhütung im klassischen Sinne. Viele Paare verwenden sie vor allem, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Die Temperaturmethode bzw. die Symptothermale Methode können sowohl zur Verhütung als auch zur Erfüllung des Kinderwunsches genutzt werden.

Digitale Helferlein

In der heutigen Zeit gibt es einige technische/ digitale Helferlein in Form von Apps, Verhütungscomputern, Fertilitätsrechnern usw., die dich bei der Berechnung der fruchtbaren Tage unterstützen. Sie zeichnen deine notierten Daten auf (z.B. die tägliche gemessene Basaltemperatur oder die Hormonkonzentration im Morgenurin) und werten diese für dich aus. Heißt: bei der Symptothemalen Methoden können sie sich gut unterstützen.

Doch auch hier beruht die Ergebnisqualität auf die im Gerät/ in der App angelegten Technik. Die Technik stößt bei manchen Geräten/ Apps an ihre Grenzen bezüglich ihrer korrekten Beschreibung der Fähigkeiten (hinsichtlich der Berechnung/ Auswertung der Daten). Hinzu kommt deine Erfahrung mit dem Umgang des Gerätes bzw. deine Anwendungsmethotik, sprich wie genau und regelmäßig und die Daten in das Gerät/ die App eingibst. Es erfordert zudem einiges an Übung, die berechneten technischen Messwerte in das eigene Körpergeschehen zu übersetzen.

Viele Frauen versuchen daher lieber ohne Hilfsmittel auszukommen und nur in geringem Maße auf die technische Unterstützung zurückzugreifen, bspw. beim Führen des Kalenders.

Fazit zur natürlichen Verhütung

In der Theorie: Bei der natürlichen Empfängnisverhütung trägt in der Regel nicht nur die Frau die Verantwortung. Das Paar kann gemeinsam dafür einstehen und die Umsetzung durchführen. Für die maximale Sicherheit benötigt es immer eine sehr genaue und konsequente Durchführung der jeweiligen Methode. Das Paar bzw. die Frau muss routiniert bei der Anwendung und Einhaltung der Rahmenbedingungen, wie gutes Körper- und Zyklusbewusstsein, geregelter Tagesablauf, gesunde Lebensweise, persönliche Disziplin, sein. Faktoren wie Alkohol, Krankheit, Stress, Schlafstörungen, Zeitverschiebungen auf Reisen, Medikamente oder eine beginnende Menopause machen jede der Methoden unsicherer, da sie den Zyklus beeinflussen (können).

In der Praxis: Für Frauen mit schwankendem Zyklus und/oder sehr spontanen Paaren ist diese Verhütungsmethode nicht zu empfehlen. Sie führt häufiger zu ungewollten Schwangerschaften. Für Frauen bzw. Paare, die z.B. unter Anleitung (eines Arztes, durch Literatur) sich bewusst mit dieser Form der Verhütung auseinandersetzen wollen, und die eine Kombination aus obenstehenden Methoden anwenden, kann es eine gute Option der Empfängnisverhütung als Alternative zur hormonellen Verhütung sein. Voraussetzung sind (Selbst-)Disziplin, Routine und an den fruchtbaren Tagen ein zusätzlicher Verhütungsschutz.

Links

– https://www.profamilia.de/themen/verhuetung/pearl-index (Wobei der Link ggf. auch eher zur hormonellen Verhütung passt

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