Kaiserschnitt

3 Kaiserschnitte in 3 Jahren

Eine Familiengeschichte zum Thema Kaiserschnitt

Na, wie klappt’s mit dem Stillen? – Hattest du eine natürliche Geburt? Welche Mama erinnert sich nicht an diese anscheinend äußerst wichtigsten beiden Fragen kurz nach einer Entbindung…?!

Nachdem ich die erste Frage mit ‚gut‘ beantwortet hatte, schossen sich alle auf die 2. Antwort ein. ‚Ach je, Kaiserschnitt – Mensch das ist ja doof…aber Hauptsache ist ja, dass nun alle gesund und munter sind…!‘ Leidest du nicht darunter, diese Erfahrung einer natürlichen Geburt verpasst zu haben? Als Mama sollte man doch diese Erfahrung mal gemacht haben?! Eigentlich ist man doch nur dann eine richtige Mama! Ein Kaiserschnitt ist doch absolut schädlich für die Bindung zwischen Mama und Kind?! Dann bekommt ja der Papa das Kind zuerst und nicht die Mama?! Stillen kann man doch auch nur ganz schlecht oder kaum, wenn man einen Kaiserschnitt bekommt?!

All diese Fragen habe ich zu oft gehört.

Im Sommer 2014 war es soweit und unser erstes Wunschkind sollte das Licht der Welt erblicken. Die Schwangerschaft lief völlig normal und komplikationslos. Mein Mann und ich fieberten der Geburt entgegen. Wie sicher jede oder die meisten werdenden Mamas, erhoffte auch ich mir eine relativ ‚normale‘ Geburt – wer wünscht sich das nicht?!

Ganz unerfahren und unsicher verließen wir uns auf die Empfehlungen der Ärzte und gingen ca. 14 Tage über ET in die Klinik zur Einleitung. Anscheinend besaß ich zuviel Fruchtwasser, deshalb wollten die behandelten Ärzte die Einleitung nicht mehr rausschieben. Bereits wenige Stunden nach der ersten Medikamtengabe kamen die ersten Wehen und ich freute mich, dass es losging. Ich kürze an dieser Stelle die Erzählung, denn 55 Stunden später erblickte unser Sonnenschein dank einem erlösenden Kaiserschnitt endlich das Licht der Welt. Ein Kaiserschnitt war vorher überhaupt keine Option für mich, aber in dem Moment wollte ich einfach nur, dass alles ein Ende nahm.

Ich konnte aufgrund einer Spinalanästhesie alles live miterleben. Weder das Legen eines Katheters, noch das Setzen der Spritze, ließen mich zusammenzucken – ich stand absolut neben mir. Über das erste Schreien unseres Wunschbabys konnte ich mich nicht freuen. Zum Glück war einfach alles vorbei – das waren meine Gedanken. In den kommenden Tagen im Familienzimmer hat sich nahezu ausschließlich mein Mann um den Kleinen gekümmert. Ich konnte mich nicht einmal richtig freuen. Mir ging es wie Katharina!! Die ersten Tage und Wochen daheim waren die Hölle – von wegen wunderschönes Wochenbett! Ich hatte definitiv ein Geburtstrauma – aber nicht vom Moment des Kaiserschnitts, sondern den Stunden bzw. Tagen zuvor. Vor allen anderen spielte ich die „glückliche Mama“, aber sobald der Besuch weg war, brach ich in Tränen aus. Ich vertuschte meinen Gemütszustand ganz gut vor allen Menschen in meinem Umfeld.

Nach einigen Monaten pendelte sich dann der Alltag ein und schneller als gedacht, kam bereits der Wunsch nach einem weiteren Kind.

Noch vor dem 1. Geburtstag unseres Sohnes, hielt ich einen positiven Test in der Hand. Als wäre es heute Morgen gewesen, weiß ich noch, was ich in dem Moment dachte: Dieses Kind kommt entweder absolut spontan zur Welt oder per Kaiserschnitt. Medikamente zur Einleitung waren für mich ausgeschlossen.

Kaiserschnitt Nummer zwei

Im Winter 2016 war es dann soweit: Wunschkind Nummer 2 lag in Startposition. Einer natürlichen Geburt stand nichts im Wege, denn noch in SSW 35 drehte sich der kleine Mann mit dem Kopf nach unten. Das Kind auf natürlichem Wege zu bekommen, war definitiv eine Option, denn die Narbe war stabil genug. Mein Frauenarzt und ein weiterer Gynäkologe stellten die Vermutung auf, dass mein Inneres Becken zu eng sein könnte. Deshalb vermutlich auch die Probleme während der ersten Geburt.

Als es 10 Tage über ET aber wieder hieß: Bitte kommen zur Einleitung, entschieden wir uns zum Kaiserschnitt. Für mich war es eine wundervolle Geburt. Ich konnte Freudentränen spüren und war absolut im Glück- genau so hatte ich mir das Gefühl vorgestellt, wunderschön! Es ging mir blendend und ich konnte jede Sekunde mit dem kleinen Wurm genießen. Nicht eine Minute kam in mir der Gedanke auf, ich hätte versagt oder ich sei „keine richtige“ Mama. Alles war perfekt!

Als sich schon ein Jahr später Wunschkind Nummer 3 ankündigte, stand der Kaiserschnitt dann schon auf dem Programm, nach bereits 2 vorangegangenen Sectios. Der OP-Termin wurde direkt auf den ET gelegt und in der Nacht zuvor kamen sogar erste Wehen; ein perfekter Start für Babyboy Nummer 3!

Die ersten Tage nach der Geburt ging es mir allerdings nicht besonders gut. Mein Körper hatte zu Kämpfen mit den starken Nachwehen, die nach einem Kaiserschnitt auch künstlich erzeugt werden und vor allem mit der Tatsache, 3 Kaiserschnitt in 3 Jahren erfahren zu haben. Die Blutgerinnungswerte waren nicht optimal und ich wurde regelmäßig überwacht. An Aufstehen war die ersten beiden Tage leider nicht zu denken – aber das war mir egal. Ich hatte drei zuckersüße Kinder zur Welt gebracht und nun erstmal viel Zeit, mich ordentlich auszuruhen. Schon wenige Tage nach der Geburt ging es täglich aufwärts. Auch das Stillen funktionierte wieder sehr gut – trotz Kaiserschnitt.

Rückblickend muss ich sagen: Es war alles so, wie es sein sollte.

Meiner Meinung nach kommt es nicht auf den Geburtsmodus an, sondern auf die Stunden, Wochen, Monate und Jahre die kommen! Ich gebe meinen Jungs Liebe, Zuneigung und Aufmerksamkeit- es verurteilt mich keiner der drei dafür, dass sie per Kaiserschnitt zur Welt gekommen sind!

Meinem Mann habe ich die ersten Momente nach der Geburt – das Bonding absolut gegönnt!! Ich hatte die Zwerge doch lange im Bauch und auch beim Stillen oder Kuscheln bei mir.

Jeder sollte für und mit sich selbst im Reinen sein und noch wichtiger: Die Meinung und Einstellung anderer akzeptieren und nicht darüber urteilen!

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