Achterbahnfahrt in der Schwangerschaft

Als ich beim Feststellungstermin beim Frauenarzt auf der Liege saß und auf den Arzt wartete, redete ich mir immer wieder Mut zu und gleichzeitig versuchte ich mir beruhigende Gedanken kommen zu lassen. Was war, wenn der positive Test ein falsches Ergebnis gezeigt hatte? Mir war heiß und kalt gleichzeitig, plötzlich war mir speiübel und im nächsten Moment kicherte ich vor mich hin wie ein Kind. Ich fühlte mich in diesen Momenten des Wartens beim Arzt so unschwanger – und war umso mehr im Glück als mein Arzt mir beim Ultraschall zeigte, dass sich mein Wunschbaby erfolgreich eingenistet hatte und sogar schon einen Herzschlag hatte. Ich war damals in der 5. Schwangerschaftswoche (SSW). Wie auf Wolken schwebend fuhr ich an diesem Tag nach Hause, völlig beschwingt von den rhythmischen Herztönen meines Babys, die mich an eine kleine Dampflok erinnerten. Dieses Gefühl werde ich wohl nie vergessen. 

Direkt in den nächsten Tagen wurde dieses Gefühl jedoch abgelöst durch bleierne Müdigkeit, ständiges Aufs-Klo-Müssen, kräftigen Unterleibsschmerzen und einer 24-Stunden-Übelkeit. Meine Euphorie war schlagartig dahin. Als die körperlichen Strapazen nicht besser wurden, sondern eher noch schlimmer, ging ich nochmals zum Arzt. Dieser verschrieb mir ein paar Vitamine (Nausema), die meinen Körper bei der hormonellen Umstellung unterstützen sollten. Mit neuem Mut, meinem neuen Begleiter der Dauerübelkeit und einer einwöchigen Krankschreibung ging ich nach Hause. In den nächsten Wochen war ich permanent beim Frauenarzt und erhielt eine Krankschreibung nach der nächsten, weil sämtliche Vitamine nicht helfen wollten. Bis endlich ein Medikament (Vomex) gegen die schlimme Übelkeit anschlug. Ab diesem Tag fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. In der 11. SSW konnte ich wieder arbeiten gehen, was mich zu diesem Zeitpunkt erneut in Hochstimmung versetzte.

Dadurch, dass ich als Sozialpädagogin arbeite, musste ich einige Titer und Immunitäten prüfen lassen. Leider hatte ich keine vollständige Immunität und hatte ein paar Tage später ein Teilbeschäftigungsverbot für Kinder bis sechs Jahre. Mein Team, in dem ich damals arbeitete, war mehr oder weniger gestresst durch meine „Hiobsbotschaften“ der letzten Tage.

Wie es mir dabei erging? Ich freute mich einfach, dass ich die Übelkeit los war, dass ich schwanger war mit meinem Baby und am meisten freute ich mich, mein Baby beim Ultraschall sehen zu dürfen. Die Zeit von Vorsorgetermin zu Vorsorgetermin verging viel zu langsam für mich.

Allerdings ging ich mit gemischten Gefühlen zu den Vorsorgeuntersuchungen. Einerseits war da die echt überschwängliche Vorfreude auf das Wiedersehen mit meinem Baby, auf der anderen Seite kämpfte ich jedes Mal mit dem Gedanken an die Waage. Mein Startgewicht lag bei 56kg. Ich war damals körperlich ziemlich fit, machte regelmäßig Kraft-Ausdauer-Sport und achtete auf meine Ernährung.

Durch die anfängliche Übelkeit in den ersten Wochen konnte ich mich hauptsächlich von Crackern und Wasser ernähren, was mir die ersten 5kg Plus bescherte als ich mich in der 12. SSW zum Wiegen begab. Ehrlich gesagt, war ich extrem geschockt und von einem Babybauch noch weit entfernt.

In der 16. SSW begann bei mir ein „Foodbaby“ zu wachsen, also der erste Bauchansatz beim Schwanger sein, wo man noch nicht recht weiß, ob es von zuviel Essen oder vom Baby kommt. Ich hatte schon 62 kg auf den Rippen. Meine Gefühle fuhren Achterbahn, wenn ich an die Waage dachte. Aber besonders traurig war ich beim Gedanken, dass mein jahrelang trainierter Körper immer mehr verloren ging. Mein Mann merkte an diesem Tag sofort, dass mit mir etwas nicht stimmte und wir sprachen lange darüber. Am Ende des Abends schlossen wir einen Pakt: ich schalte mein Hirn ab in punkto Gewichtszunahme während der Schwangerschaft, dafür wird mein Mann mich nach der Entbindung beim Projekt „After-Baby-Body“ unterstützen. Wenn ihr darüber mehr erfahren wollt, dürft ihr gerne meinen Blog lesen, der in ein paar Wochen erscheint.

Der Pakt funktionierte und in der 20. SSW hatte ich bereits eine kleine runde Kugel, die eindeutig auf ein Baby hindeutete. In dieser Woche schenkte mir mein Baby sein erstes Lebenszeichen: ich spürte zum ersten Mal ganz zaghaft seine Tritte. Dieses zarte Flattern ließ mein Herz um Welten höher schlagen. Seitdem konnte ich die Gewichtszunahme viel besser ertragen. Zwei Wochen später spürte auch mein Mann von außen die Tritte von unserem kleinen Liebling.

Da ich mich mit zunehmendem Bauchumfang immer unwohler im Fitnessstudio zwischen den Ranken und Schlanken fühlte, beschloss ich, etwas Neues für mein Baby und mich zu suchen. Ich musste nicht lange suchen und wurde fündig: Maike bot zwei Sportkurse für Schwangere an, die ich direkt belegte und bis einen Tag vor der Geburt auch besuchte. Dem Yogakurs stand ich anfangs ziemlich skeptisch gegenüber, weil Yoga einfach nie mein Ding war. Seitdem ich schwanger war, konnte ich mich jedoch super im Yoga entspannen und es war genau das Richtige für mich und mein Baby. Je mehr Bauch ich bekam, desto mehr forderten mich die teilweise einfachen Yogaübungen, da sich der Körperschwerpunkt doch extrem verändert. Den Kurs Fit in der Schwangerschaft liebte ich von Anfang an heiß und innig.

Ich bin rückblickend voll und ganz davon überzeugt, dass die Sportkurse mich bei den Vorbereitungen auf die Geburt und bei der Geburt selbst unterstützt haben. Yoga hat meine mentale Einstellung und die eigene Körperwahrnehmung geschult. Fit in der Schwangerschaft hat mich meine Kondition und körperliche Kraft behalten lassen, die bei der Geburt natürlich superwichtig sind. Beim zweiten Kind würde ich es genauso wieder machen.

Liebe Mamis, wie ihr nun schon lesen durftet, gab es doch einige Veränderungen, die meine Wunschschwangerschaft mit sich gebracht hatte. Körperliche, berufliche, gesundheitliche, sportliche…

Und nicht zu vergessen: ernährungstechnische. Bei mir war das mit eine der heftigsten Veränderungen. Seit über 10 Jahren war ich Pescetarierin, heißt: Fleisch aß ich nicht, Fisch und Milchprodukte schon. Ich machte es nicht aus Überzeugung, sondern einfach weil mir Fleisch so gar nicht schmecken wollte.

Mit Beginn der 11. SSW signalisierte mir mein Körper ganz klar: ich will und brauche Fleisch, und zwar mehrmals täglich und in allen vorstellbaren Variationen. Obwohl ich häufig gar nicht wusste, wie bestimmte Gerichte oder Fleischsorten schmeckten, weil ich sie einfach noch nie in meinem Leben gegessen hatte, wusste ich doch, dass ich sie ganz dringend brauchte. Anfangs war dieses Gefühl zugegebenermaßen befremdlich, aber mit der Zeit lachten mein Mann und ich täglich darüber und auch rückblickend müssen wir häufig über meine ziemlich derben Gelüste schmunzeln. Zum Glück hatten wir einen Rewe direkt nebenan, der bis 22 Uhr geöffnet hatte.

BILDTITEL: Angefangen vom wöchentlichen Weißwurstfrühstück über den abendlichen Wurstsalat bis hin zu Rührei mit Speck war alles drin. Besonders der Döner hatte es mir angetan. 

Aber nicht nur bei Fleisch wusste mein Körper, dass er es unbedingt brauchte, sondern auch bei allen erdenklichen Obst- und Gemüsesorten. So gab es nicht selten 500g Spinat mit Kartoffeln oder einen kompletten Brokkoli für mich zum Abendessen. Oder morgens Joghurt mit Nüssen und Granatapfelkernen und viel frischen Orangensaft. Wurden diese Bedürfnisse gestillt, so war ich die glücklichste Frau auf Erden. Rewe sei Dank, gelang uns dies fast täglich J

Rückblickend kann ich nur sagen, obwohl ich mir häufig einen Kopf über mein Gewicht gemacht habe (und ich habe 18 kg zugenommen in den 38 Wochen, die ich schwanger war): Schwanger zu sein, ist das Schönste, was einer Frau passieren kann. Die unglaubliche Leistung, die der eigene Körper vollbringt. Die immer kräftiger werdenden Tritte und Stupser deines Babys, wenn man merkt, wie das eigene Baby gegen die Rippen drückt. Der Bauch, der von außen wackelt, weil das Baby in dir einen Schluckauf hat. Und natürlich das aufgeregte Gefühl, dass man sein Baby bald kennen lernen wird.

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